Aktuelles

Fachkräftewoche in Karlsruhe – Mehr Fokus auf Menschen Ü50

Expertenrunden auf dem IHK-Podium

„Wir fischen in einem leeren Becken“

Eva-Sabine Roßwaag ist 59 Jahre alt und arbeitet seit wenigen Wochen als Senior Transformation Consultant bei der AppShere AG in Ettlingen. Der Jobwechsel mit über 50 war für die selbstbewusste Best-Agerin, die sich selbst als dynamikrobust, andersdenkend, neugierig und fokussiert beschreibt, kein Problem.

„Das Geheimnis des Erfolgs ist es, gut vernetzt zu sein und immer am Ball zu bleiben“, erklärte Roßwaag bei der Podiumsdiskussion zum Auftakt der von Agentur für Arbeit, IHK und Handwerkskammer organisierten Fachkräftewoche im IHK Haus der Wirtschaft. „Wir haben auch einiges zu bieten an Lebens- und Berufserfahrung. Insofern ist es ein guter Deal für beide Seiten“, erklärt sie. Ihr Chef Frank Roth, CEO der AppSphere AG, hat seine Wahl nicht bereut. „Wir fischen in einem leeren Becken. Die jungen Menschen werden nur so weggesogen. Die Älteren haben den Vorteil, dass sie mehr Gelassenheit, Ruhe und Erfahrung zu bieten haben.“

Ariane Durian, Geschäftsführerin bei CONNECT Personal-Service GmbH, und Vizepräsidentin der IHK Karlsruhe, sieht noch weitere Vorzüge in der Generation 50+: „Die ältere Generation legt nicht mehr so großen Wert auf eine Work Life Balance oder auf Angebote wie Homeoffice. Die wollen präsent sein, wollen arbeiten und Probleme lösen. Das Privatleben steht nicht mehr ganz so im Fokus.“ Bei der Vermittlung ist mit den über 50-Jährigen das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht. „Ich habe sogar schon einige hervorragende 60+ Bewerberinnen und Bewerber vermittelt. Wir haben tolle Erfahrungen mit allen gemacht.“ Alexandra Bornstein, Coachin von Erfolgsakademie Baden, sieht in dem Willen zur Selbstverwirklichung in dieser Generation einen absoluten Mehrwert für die Unternehmen.

Zweiter Programmpunkt in der von Peter Minrath, Leiter Fachkräfte bei der IHK, moderierten Talkrunde war das Thema Fachkräfte aus dem Ausland. „Wir wollen den Unternehmen Mut machen, sich auf Fachkräfte aus dem Ausland einzulassen“, erklärte Petra Bender, Leiterin des Welcome Centers der TechnolgieRegion Karlsruhe. Elnur Gurbanov, IHK-Referent für Fachkräftesicherung, sieht das größte Problem in der Bürokratie. „Auch beim Fachkräfteeinwanderungsgesetz gibt es noch Verbesserungspotenzial. Wir als IHK haben aber bereits Vorschläge eingebracht.“ Samaneh Nazeri, promovierte Naturwissenschaftlerin aus dem Iran, hat noch nicht viel vom Fachkräftemangel gespürt. Bislang war keine ihrer Bewerbungen erfolgreich, obwohl sie eigentlich alle Voraussetzungen mitbringt, verheiratet in der Region sehr gute Deutschkenntnisse und hochqualifiziert. „Ich hätte gerne zumindest die Chance auf eine Hospitation. Dann kann man sich kennen lernen und ich könnte an meinen Defiziten arbeiten.“

Eine weitere Gruppe, deren Potenzial bei weitem nicht ausgeschöpft ist, sind die Frauen. Sie befinden sich allzu oft noch in der Teilzeitfalle. Pamela Matheis, Leiterin Personal der Verkehrsbetriebe Karlsruhe, sieht auch die Unternehmen in der Pflicht, sich für eine verbesserte Kinderbetreuung einzusetzen. Denn genau daran scheitert es oft.

Weitere Themen der Fachkräftewoche waren Inklusion, Wiedereinstieg, ein großes Azubi-Speeddating, Arbeitgeberattraktivität am Beispiel der Vier-Tage-Woche.

(Text & Foto: IHK)

Hauptsitz Karlsruhe

Moltkestraße 63
76133 Karlsruhe

0721 / 98 58 2-0

Filiale Bad Herrenalb

Kurpromenade 7
76332 Bad Herrenalb

07083 / 93 59 371